Entwicklungen im japanischen Strafrecht im Lichte der gesellschaftlichen Veränderungen

Autor*innen

  • Makoto Ida

Abstract

Der  Vortrag  befasst  sich  mit  zwei  aktuellen  Entwicklungen  im  japanischen  Strafrecht.  Zum einen geht es um die Tendenz der Vorverlagerungbzw. Vorverlegung der Strafbarkeit. Der japanische Gesetzgeber stellt zunehmend V erhaltensweisen unter Strafe, deren  sozialschädigender Charakter noch nicht klar ist. In den letzten Jahren wird entweder  das  Eingreifen  des  Strafrechts  tendenziell  in  einem frühen  Stadium  gefordert,  oder  es  wird überhaupt der Schutz abstrakter, schwer greifbarer Rechtsgüter angestrebt. Diese  Vorverlegungstendenz  ist  in  sachlichen  Zusammenhängen  der  modernen  Gesellschaft  fundiert und keinen prinzipiellen Einwänden ausgesetzt.

Das  zweite  ist  die  Tendenz  zu  einer  teilweise  drastischen  und  präventionsunabhängigen Verschärfung des Strafrechts. Diese lässt sich insbesondere für Tötungsdelikte  beobachten und steht im Gegensatz zu empirischen Befunden, die rückläufige Deliktszahlen  aufzeigen.  Gesetzgeber  und  Gerichtspraxis  folgen  damit  Erwartungen  in  der  Bevölkerung, die seit längerem einen ihrer Meinung nach zu nachgiebigen Kurs gegenüber Straftätern und eine Vernachlässigung der Interessen der Opfer kritisierte. Anders  als  die  Tendenz  zur  Vorverlagerung  der  Strafbarkeitscheint  die  Verschärfungstendenz  das Produkt einer Reihe von problematischen Entwicklungen zu sein und muss deshalb  mit Skepsis betrachtet werden.  

(die Red.)  

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Veröffentlicht

2011-10-01

Zitationsvorschlag

M. Ida, Entwicklungen im japanischen Strafrecht im Lichte der gesellschaftlichen Veränderungen, ZJapanR / J.Japan.L. 32 (2011), 239–248.

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Rubrik

Vorträge