Rumble in the Boardroom? The Change of Japanese Corporate Governance Schemes

Autor*innen

  • Andreas Moerke

Abstract

Der Beitrag thematisiert Veränderungen in den Strukturen der Führungsorgane japanischer Aktiengesellschaften, dem Verwaltungsrat bzw. board of directors oder torishi-mariyaku-kai. Ausgangspunkt sind die Veränderungen, die in der japanischen Industriestruktur in den letzten Jahren zu bemerken waren: partielle Auflösung des Überkreuzbesitzes an Aktien, Wechsel von Banken- zu Kapitalmarktfinanzierung, verstärktes Engagement ausländischer Aktionäre am japanischen Aktienmarkt.

Anhand einer Stichprobe von 70 Unternehmen aus den Branchen Automobilindustrie, Elektrotechnik/Elektronik, Maschinenbau und Pharmazie aus den Jahren 1986 bis 2001 werden Veränderungen in der Struktur der Verwaltungsräte aufgezeigt. Im Mittelpunkt stehen dabei drei Gruppen von Aktionären, die aufgrund ihres Aktienbesitzes Personen in den Verwaltungsrat entsenden können: andere japanische Unternehmen aus Japan, Finanzinstitute sowie ausländische Unternehmen. Die Unternehmen der Stichprobe werden einmal hinsichtlich ihrer Zugehörigkeit zu einer Unternehmensgruppe (keiretsu) und dann hinsichtlich ihrer Branchenzugehörigkeit verglichen. Dabei zeigt sich, daß Brancheneffekte die Gruppeneffekte in vieler Hinsicht überwiegen.

Im einzelnen kommt der Beitrag zu den folgenden Ergebnissen: Die Zahl der Mitglieder des Verwaltungsrates hat seit 1995 stetig abgenommen. Wenig geändert hat sich allerdings hinsichtlich der Präsenz von unternehmensexternen torishimariyaku. Noch immer stammt die Mehrzahl der Mitglieder des Verwaltungsrates aus dem Unternehmen, und „extern“ wird noch zu oft mit „unternehmensextern, aber gruppenintern“ gleichgesetzt. Die neuen Regelungen des Handelsgesetzes aus dem Jahr 2002 hinsichtlich der Strukturen des Verwaltungsrates dürften hier aber zu einer Entwicklung hin zu mehr „Outsidern“ führen. Finanzinstitute stellen besonders in den Branchen Werkzeugmaschinen und Pharma mehr Mitglieder des Verwaltungsrates – dieses sind auch die Industrien, in denen Unternehmen wieder mehr Bankkredite aufnehmen. Die Schlußfolgerung, daß Finanzinstitute damit ein Monitoring der Unternehmen hinsichtlich der Mittelverwendung anstreben, liegt auf der Hand. Die Repräsentanz von ausländischen Unternehmensvertretern ist an einen Aktienbesitz in nennenswerter Höhe gekoppelt, was bisher nur in wenigen Unternehmen der Fall ist. Auch hier lassen sich Brancheneffekte ausmachen: Die Automobilindustrie, die sich in einer deutlichen Krise befand, gehört zu den Bereichen, die sich Ausländern gegenüber geöffnet haben – mit der positiven Wirkung einer geschäftlichen Erholung. Aber diese Entwicklung greift jetzt auch auf andere Branchen, z.B. den Pharmabereich, über.

Zusammenfassend muß gesagt werden, daß sich Änderungen in den Strukturen der japanischen Verwaltungsräte nur langsam vollziehen. Die neue Gesetzgebung dürfte diesen Prozeß beschleunigen, noch nachdrücklicher würde aber ein Bewußtseinswandel innerhalb der japanischen Unternehmen wirken.

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Veröffentlicht

2003-04-01

Zitationsvorschlag

A. Moerke, Rumble in the Boardroom? The Change of Japanese Corporate Governance Schemes, ZJapanR / J.Japan.L. 15 (2003), 142–160.

Ausgabe

Rubrik

Abhandlungen