Less than Family: Surrogate Birth and Legal Parent-Child Relationships in Japan
Abstract
Japan verfügt über kein Gesetz zu künstlichen Methoden der Fortpflanzung. Im Falle der Leihmutterschaft können die (lediglich) genetischen Eltern nur eine rechtliche Verwandtschaft mit dem Kind im japanischen Familienregister(koseki) eintragen lassen, indem sie eine der drei bestehenden Arten der rechtlichen Eltern-Kind-Beziehung des japanischen Familienrechts nutzen: die „natürliche“ Verwandtschaft, die Adoption und die Sonderadoption. Im Jahr 2007 enttäuschte der Oberste Gerichtshof (OGH) die Hoffnungen der japanischen Schauspielerin Aki Mukai und ihres Ehemannes, des ehemaligen Profi-Sumoringers Nobuhiko Takada, ihre aus eigenem Spermium und eigener Eizelle gezeugten und durch eine „nur biologische“ Mutter in Leihmutterschaft geborenen Zwillinge als „natürliche“ Kinder anzuerkennen. Die Entscheidung des OGH bedeutet, dass die einzige Möglichkeit der genetischen Eltern, eine rechtliche Beziehung zu ihren Kindern herzustellen, in einer Adoption oder einer Sonderadoption besteht. Allerdings haben so adoptierte Kinder weniger Rechte als „natürliche“ Kinder, u.a.in Bezug auf ihre Aufnahme in das koseki und ihre Staatsbürgerschaft. Eine Untersuchung desjapanischen Familienrechts und der Entscheidung des OGH im Fall Aki Mukai unter Berücksichtigung der Kritik der „Ideologie der Kernfamilie“ zeigt, dass das japanische Recht das Vorhandensein einer rechtlichen Eltern-Kind-Beziehung bei der Mutter anhand der Geburt und beim Vater anhand einer Ehe mit der Mutter, die das Kind geboren hat, bestimmt, was die Ideologie der Kernfamilie bekräftigt. Zwar sind Eltern-Kind-Beziehungen aufgrund von Rechtsgeschäften möglich, sie haben aber nicht denselben rechtlichen und sozialen Charakter wie die auf Blutsverwandtschaft basierenden. Der Wert, der der „Blutsverwandtschaft“ im japanischen Recht zugebilligt wird, spiegelt sich auch in der Gesellschaft. In ihr wird die Persönlichkeit adoptierter Kinder negativ bewertet, was zur Stigmatisierung und Diskriminierung adoptierter Kinder führen kann. Das koseki verzeichnet adoptierte und „natürliche“ Kinder auf verschiedene Weise und fördert somit die soziale Diskriminierung. Durch Leihmutterschaft geborene adoptierte Kinder werden potenziell der gleichen Stigmatisierung ausgesetzt, obwohl sie mit ihren sozialen Eltern auch genetisch verwandt sind. Der vorliegende Aufsatz kritisiert Ansichten, die auf der „modernen“ Familienideologie des japanischen Rechts beruhen, und bewertet die gesellschaftliche und rechtliche Rolle, die das koseki für die Diskriminierung von Kindern aus Leihmutterschaft in Japan spielt. Es wird gefolgert, dass bei Leihmutterschaft die Herstellung einer rechtlichen Eltern-Kind Beziehung lediglich auf Grundlage einer Adoption weder im Interesse der so geborenen Kinder, noch der Leihmutter, noch ihrer gesellschaftlichen Eltern liegt. Der Aufsatz will dazu anregen, in anderen Ländern dem Recht der Eltern-Kind-Beziehungen zugrundeliegende Annahmen und die Auswirkungen des Adoptionsrechts auf die durch Leihmutterschaft geborenen Kinder zu überdenken.
(Übers. sowie Ergänzungen durch die Red.)