The Legal Consciousness of the Japanese Revisited
An Analysis of Current Developments in Traffic Accident Disputes in Japan
Abstract
In diesem Beitrag wird die Häufigkeit außergerichtlicher Streitbeilegungsformen in japanischen Verkehrsunfallstreitigkeiten untersucht. Die niedrige Prozessdichte hat bereits vor Jahrzenten eine Diskussion über das „Rechtsbewusstsein“ der Japaner ausgelöst, die durch KAWASHIMA angestoßen wurde. Er vertrat die Ansicht, dass die Japaner dazu neigen, außergerichtliche, informelle Methoden der Streitbeilegung zu bevorzugen, um die soziale Harmonie zu wahren. Wissenschaftler wie HALEY, RAMSEYER, TANASE und FOOTE haben diese kulturelle These jedoch in Frage gestellt und auf institutionelle Faktoren wie Japans begrenzte Anzahl von Rechtsanwälten und Richtern, die Standardisierung des Schadenersatzes und politische Entscheidungen zugunsten alternativer Streitbeilegungsmechanismen (ADR) hingewiesen.
In diesem Beitrag wird untersucht, inwieweit diese Faktoren weiterhin relevant sind. Anhand von 25 Experteninterviews mit 32 Personen, darunter Rechtsanwälten, Versicherungsmitarbeitern, Richtern und Verantwortlichen bei Streitbeilegungsstellen sowie Professoren, werden in dem Beitrag Schlüsselfaktoren ermittelt, die zur außergerichtlichen Streitbeilegung beitragen. Dazu gehören die Standardisierung des Schadenersatzes, die Verfügbarkeit von ADR-Mechanismen und die Rolle der Kfz-Versicherung, die die Schadensregulierung vereinfacht und die Notwendigkeit von Gerichtsverfahren verringert. Während institutionelle Faktoren von Bedeutung sind, wird in dem Beitrag auch der Einfluss kultureller Faktoren anerkannt, der bereits von KAWASHIMA festgestellt wurde.
Darüber hinaus werden die Gründe für den Anstieg der Zahl der Rechtsstreitigkeiten bei Verkehrsunfällen seit 2005 untersucht, der auf Veränderungen in der kulturellen und institutionellen Dynamik zurückgeführt wird, darunter die zunehmende Verbreitung der Rechtsschutzversicherung, der verbesserte Zugang zum Justizsystem und die Verbreitung des Internets, die das Rechtsbewusstsein gestärkt hat. Um die wachsende Zahl von Rechtsstreitigkeiten zu bewältigen, haben die Richter eine tabellenbasierte Verhandlung eingeführt, um den Abschluss eines Vergleichs zu erleichtern, was den Einfallsreichtum der Richter verdeutlicht. Der Einsatz von künstlicher Intelligenz könnte den Richtern künftig Erleichterung verschaffen.