A Skeptic’s Guide to Miwa and Ramseyer’s “The Fable of the Keiretsu”
Abstract
In ihrer ambitionierten Publikation “The Fable of the Keiretsu” stellen Miwa und Ramseyer die These auf, daß Akademiker der sogenannten „Ivy League“, Nobelpreisträger, ein Träger des „Pulitzer Prize“ und so gut wie alle Japanexperten die japanische Volkswirtschaft der Nachkriegszeit unzutreffend dargestellt haben. Die Autoren leiten ihre These aus einer präzisen und logischen Anwendung neuer empirischer Forschung auf die allgemein als zentrale Bausteine der japanischen Nachkriegswirtschaft angesehenen Institutionen keiretsu, main banks und staatlich gesteuertes Wirtschaftswachstum ab, deren Bedeutung für den wirtschaftlichen Erfolg des Landes in der bislang herrschenden konventionellen Interpretation maßlos übertrieben worden sei. Bedauerlicherweise beschränken sich die beiden Verfasser in ihrer Arbeit jedoch nicht auf diese Feststellung, sondern versuchen über die Widerlegung überzogener Annahmen hinaus aufzuzeigen, daß in der Vergangenheit eine japanbezogene „akademische Fabelwelt“ geschaffen wurde. An diesen Punkt wird aus der ansonsten bahnbrechenden Untersuchung eine irrationale Polemik, die ihr Ziel verfehlt.
Der Besprechungsaufsatz weist die logischen Brüche in dem Werk nach, die eine Folge der allzu ehrgeizigen (und nach wie vor unbewiesenen) These der Verfasser sind, daß sämtliche der herkömmlich als wesentlich angesehenen Elemente der japanischen Nachkriegswirtschaft „akademische Legenden“ seien. Die Rezension zeigt zum einen die Irrtümer in der von den Autoren aufgestellten marxistischen Verschwörungstheorie auf, greift zum anderen die Fragen auf, die sich aus der kühnen Behauptung der Autoren ergeben, daß der Staat bisher keinerlei lenkende Rolle im japanischen Wirtschaftsgeschehen gespielt habe, und weist drittens nach, daß eine Reihe entscheidender Nachweise in dem Buch fehlen. Der Aufsatz weist die Leser besonders auf ein „nicht eingehaltenes Versprechen“ der Autoren hin und belegt am Beispiel einer kurzen Fallstudie die Schwäche in deren zentraler Annahme, daß es in Japan seit jeher eine reine Marktwirtschaft gegeben habe, die frei von Staatsinterventionen gewesen sei. Der Rezensent stimmt den Autoren zu, daß alle an der japanischen Wirtschaft Interessierten das Buch „kaufen, entleihen oder gar stehlen“ sollten, fügt jedoch hinzu, daß sie dann zur Unterstützung der Lektüre zugleich ein Salzfaß (und nicht nur eine Prise Salz) „kaufen, entleihen oder gar stehlen“ sollten – ein Bild, mit dem er seine dringende Empfehlung zum Ausdruck bringt, das Buch von Miwa und Ramseyer mit einer gehörigen Portion Skepsis zu lesen.
(Dt. Übers. durch die Red.)