Found in Translation: The “Transparency of Japanese Law Project” in Context
Abstract
Qualitativ hochwertige Übersetzungen japanischer Rechtsquellen waren lange Zeit Mangelware. Man stelle sich zum Vergleich eine Stadt mit breiten, gepflegten Straßen und stolzen Bauwerken vor. Es gibt in ihr zwar durchaus auch dunkle Ecken und zwielichtige Viertel; sie hat jedoch vielen Stürmen standgehalten und sich als weltoffen und gegenüber den Veränderungen im Zeitenwechsel als anpassungsfähig erwiesen. Leider ist sie in der Welt – und das ist ihr wunder Punkt – weithin unbekannt und mythenumrankt; es heißt, daß ihre Gemäuer vom Verfall bedroht seien, daß in ihr die Willkür herrsche, daß sie gar völlig unbewohnt sei … dies ist die verlorene Stadt des japanischen Rechts.
Der Mangel an Übersetzungen der Quellen einer Rechtsordnung hat weitreichende Folgen. Aus Unkenntnis entsteht schnell Verachtung; fehlende Übersetzungen implizieren, daß es auch nichts gibt, was einer Übersetzung wert ist. Und die vorhandenen schlechten Übersetzungen bestätigen den schlimmsten Verdacht des ausländischen Beobachters: das „andere“ Rechtssystem erscheint ihm tatsächlich irrelevant, die japanische Gesellschaft ist eben doch eine „ohne Rechtsbewußtsein“, in der das Recht nichts zählt. Diese Reaktionen dienen indes weder den japanischen, noch den regionalen oder den globalen Interessen an einer Teilhabe an juristischen Informationen.
Der Beitrag stellt die ersten Erfolge des „Transparency of Japanese Law Project“ aus der Sicht einer Übersetzerin vor. Das Projekt wurdeim Jahr 2004 für das „Grants-inAid for Scientific Research“-Programm im Rahmen der Initiative „Japanese Ministry of Education, Sports, Science and Technology (MEXT) Specific Field Research“ ausgewählt. Die Mitarbeiter des Transparency Project haben es sich zur Aufgabe gemacht, einen Korpus von verläßlichen englischen Übersetzungen japanischer Rechtsquellen zu erarbeiten, die im internationalen Kontext von Bedeutung sind, um das japanische Recht auf diese Weise Interessierten auf der ganzen Welt zugänglich zu machen, deren Reaktionen ihrerseits wiederum die rechtliche Entwicklung in Japan fördern. Die Verfasserin beleuchtet die zunächst schier unüberwindbar erscheinenden Hindernisse, die sich dem Aufbau eines solchen Korpus an Übersetzungen entgegenstellten, und die Faktoren, die letztlich doch zu ihrer Überwindung führten, und betrachtet sodann die Charakteristika, die den Erfolg des Projekts ermöglicht haben. Abschließend formuliert der Beitrag strategische und finanzielle Prioritäten, die einen dauerhaften Erfolg dieser wie auch ähnlicher Bemühungen gewährleisten könnten.
(Dt. Übers. durch die Red.)